Eternal Sunshine of The Spotless Mind

Ich bin allein an diesem Samstagabend. Matrix 4 oder Dumbledores Geheimnisse?  Das sind spontan die Filme, auf die ich Bock hab, aber nach den Trailern doch wieder nicht. Zu viel Vorwissen, das man braucht. Zu oft schon in diese Welten eingetaucht. Das wird kein Blockbuster-Abend, das wird mir gerade klar. Ich will etwas Besonderes, etwas das ich schon kenne, aber das ich so lange nicht gesehen habe, dass es wie neu sein wird.  

Ich schaue rüber zu meinem DVD-Regal, sehe mich kurz um. Nichts, was mich spontan wirklich catcht. Warte. Vergiss mein nicht! Jim Carrey, Kate Winslet. Warum nicht? Oft stand ich davor und habe mich nicht getraut. 

Ich drücke auf Play. Der Film beginnt und schon nach ein paar Minuten realisiere ich: Die Story spielt um einen Valentinstag herum. Kommende Woche ist Valentinstag. Der Film kam 2004 raus. Wir haben gerade 2024. Es muss fast genau 20 Jahre her sein, dass ich ihn gesehen habe. Er gibt mir genau das, was ich brauche. Jim Carrey, Kate Winslet, Mark Ruffalo, Kirsten Dunst, Tom Wilkinson und Elijah Wood – geiles Star-Aufgebot. Michel Gondry und Charlie Kaufmann – auch hinter der Kamera. Ich liebe das Drehbuch, es stimmt vorne und hinten.

And it makes me cry. Denke ich auf Englisch, weil es sich besser zugeben lässt, als wenn ich „er brachte mich zum Weinen“ geschrieben hätte. 

Ich hatte den Film gesehen, bevor es bei mir so richtig mit dem Thema Liebe und der ersten großen Beziehung los ging und ich weiß nicht, ob ich ihn schon damals gut fand, weil er so ehrlich von Liebe spricht, auch den Streit und Tiefpunkte erzählt, und gleichzeitig so naiv und impulsiv die schönen Erinnerungen zeigt, die Liebe für das Merkwürdige an Personen, das Eruptive und Gefühlvolle, meist Unverständliche und Spontane. Bei dieser Liebe muss das schöne Gefühl auch immer mit Verlustgefühlen verbunden sein. Verlustgefühle oder Verlustängste? Die Liebe kann nur so schön sein, wenn sie auch diese Abgründe hat. 

Ich weiß nicht, ob ich ihn damals gut fand, weil ich Liebe genauso sah, oder ob ich von diesem Film lernte, dass Liebe so sein musste. Um die Zeit herum schlitterte ich in genau so eine Beziehung, die mich über vier Jahre begleitete. Alles neu für mich und das erste Mal alles, was eine erste Beziehung mitbringt. 

Der Grundstein für diese Beziehung war ein Moment, als sie eigentlich auf der Kippe stand, weil mich der Moment so krass überforderte, wie sonst nur etwas, das ich auch aus meiner Familie kannte. Der Film endet mit der Entscheidung für die Liebe entgegen allem, was offensichtlich dagegen sprach. Die Charaktere vertrauen nicht dem, was sie sich selbst über diese Liebe erzählen, sondern ihrem Instinkt, der aus einem vagen Gefühl der Anziehung entsteht. Herz- statt Kopfentscheidung, wie in jedem Film über wahre Liebe. War meine erste Beziehung die Folge einer Idee von Liebe, die ich in diesem Film gelernt hatte? Oder ergab der Film und wie er Liebe zeigt nur umso mehr Sinn für mich, weil die Liebe vorher schon immer Hochs und Tiefs in enger Verbundenheit für mich bedeutete? 

Vergiss mein nicht! als Erinnerung an den Start ins erste ernste Liebesleben.